Blackburn B-101 Beverly 


Ein paar Infos zum Original:  (aus dem Internet….)

-         Länge 30.3 Meter / Spannweite 49.5 Meter /  Höhe 11.7 Meter

-         max. Take off   61.2 Tonnen / max. Speed 383 Km/h 

-         Erstflug 1950 / im Einsatz bis 1967 (nur bei der Royal Air Force)

-         47 gebaut / 6 Abstürze, eine durch eine Bombe - und eine durch                eine Mine zerstört

-         Eine Maschine (XB259) ist als Ausstellungsstück in England                      erhalten geblieben 

Mal Hand aufs Herz, schon jemals zuvor was von diesem Flieger gehört? Wohl die wenigsten, incl. mir. Also ein echter Exote und genau das richtige für ein neues Projekt. Da ich schon immer mal einen 4-Mot bauen wollte und die Beverly sogar noch ein Fixfahrwerk hatte – Perfekt!

Nach der ersten euphorischen Phase wurde mir aber schnell bewusst auf was ich mich da eingelassen habe. Da würden ich noch einige bauliche Knackpunkte zu bewältigen haben. Das erste Problem – Bauplan (gibt es keinen) das einzige was zur Verfügung stand war eine A4 3 - Seitenansicht - und Fotos aus dem Internet.

Ich entschied mich als Basis, eine Spannweite von 2.5 Meter, d.h ich musste alle Masse von der 3 – Seitenansicht mit der Schublehre messen und mit dem Faktor – 13.9 umrechnen. Also 179.85mm x 13.9 = 2500 mm  usw.   Ziel war es unter 10Kg Abfluggewicht zu bleiben!


Flügel :Nachfolgend wirklich nur die wichtigsten Bauphasen. Nicht abbildbar ist die Unmenge an Hirnarbeit bei einem solchen Bauvorhaben – ohne Bauplan! Herausschneiden von je zwei Flügelhälften und anschliessend das ausbrennen der Flügelrohraufnahmen.  Balsabeplankung herstellen und mit den Styro-Negativen den Flügelkern zwischen zwei massive Brettern mit 30 Min. Epoxy verleimen.


Rumpf :Für den Hauptrumpf habe ich mich entschieden, einen konventionellen Holzrumpf mit Spanten zu bauen. 3 Spanten für den Mittelrumpf.

Spanten für das Rumpfheck, ab der Flügelhinterkante bis Höhenleitwerkvorderkante. Bild 9+10 Alles mit der Laubsäge. 

Das Rumpfende habe ich aus Styropor geschliffen, wegen Form und Gewicht. Sehr zeitraubend waren auch die Aussparungen herzustellen für die Balsa 4-Kant Längsverstrebungen.

Den Zusammenbau habe ich auf einem Balsa- Baubrett ausgeführt. Weil das Ganze sehr fragil war, habe ich es gleich nach dem Fertigstellen mit 2,5mm Balsaholz beplankt. Aber das vordere – und hintere Rumpfteil noch nicht zusammengeleimt (wegen der unhandlichen Grösse).


Höhenleitwerk: Walti Pfaffinger hat mir vor vielen Jahre einmal ein Abachi beplanktes Höhenleitwerk geschenkt. Ihm zu Ehren wollte ich es an diesem Flieger einbauen. Das Anpassen hat wohl mehr Zeit in Anspruch genommen als ein kompletter Neubau! Die zwei Seitenleitwerke versuchte ich so leicht und stabil wie möglich zu bauen. 

Ich hatte irgendwie ein ungutes Gefühl wie sich ein schweres Höhenleitwerk später auf den Schwerpunkt auswirken würde….


Rumpfvorderteil / Rumpfhinterteil: Das Rumpfvorderteil habe ich aus Isolationsplaten gefertigt. Bild 15 Das Material lässt sich gut schneiden und schleifen Bild 16+17 Aus Styropor habe ich das untere Rumpfende geschliffen und mit Balsa beplankt Bild Nr.18 Anschliessend alles zusammengeleimt und mit Glasfasermatte überzogen und verschliffen. Zwei Rumpfoberteile mussten auch noch hergestellt werden Bild 19


Fahrwerk: Die Beverly verfügt über ein Hauptfahrwerk von 2 x 4 Rädern. Ich habe versucht, es so stabil und leicht zu bauen wie möglich. Aber es wurde doch ziemlich schwer! Um das Gewicht zu reduzieren, habe ich später die 8 Räder mit einer leichteren Version ersetzt. Mittlerweilen ist schon deutlich zu erkennen wie die Beverly einmal aussehen würde. Zur Abwechslung vom ewigen „hölzeln“ habe ich schon mal Leitwerk und Rumpfende mit Bügelfolie (Lichtgrau) bespannt.


Motoren / Motorgondeln:  von ca.10Kg Abfluggewicht ausgehend, wollte ich etwa 8Kg Schub zur Verfügung haben. Also 2Kg Schub pro Motor. Ich entschied mich, dass jeder Motor über einen eigenen Lipo (4S 4500) und einen eigenen Regler(80Amp.) verfügen sollte. Die Motoren meiner Wahl waren EP 2820 / 1200.

Pro Flügel war je ein links – und ein rechtsdrehender Motor vorgesehen. Dazu ein linksdrehender Prop 9X6 und ein rechtsdrehender Prop 9x4,5. Das Herstellen der Motorgondeln war sehr aufwendig und zeitraubend. 

Auf die angeformten Flügel-Gondelübergänge wurde der Motorspannt aufgeleimt. Darauf leimte ich ein Plastikrohr mit 70 mm Durchmesser aus der Sanitärabteilung vom OBI Baumarkt. Die Motorenspanten habe ich nur mit einer ca.3 Grad Neigung eingebaut, aber ohne Seitenzug. Nach meiner Theorie sollten die Drehmomente des links – und des rechtsdrehenden Motors sich gegenseitig aufheben, was sich später als richtig erwies J.Die Kabelschächte in den Flügeln, für die jeweils 3 Kabel pro Motor,mussten schon beim Bau der Flügel herausgebrannt werden. Nach dem bemalen der fertigen Gondeln und dem anleimen, an den inzwischen bespannten Flügel, sah das richtig „cool“ (um nicht geil zu sagen)aus! 


Schlussarbeiten: Da ich keine Möglichkeiten mehr habe, mit der Spraydose zu spritzen, musse ich alle Farbe mit dem Pinsel auftragen und abschliessend mit 5 Min. Epoxy versiegeln. Rumpfdeckel, Motorgondeln und Rumpfvorderteil wurden so behandelt.

Zuletzt musste noch die ganze Verkabelung verlötet werden (weit über 100 Lötstellen) Die 4 Lipos fanden ihren vorgesehenen Platz in der Rumpfnase. Die letzte grössere Arbeit war der Einbau und das Anlenken des Bugfahrwerks.


Wie eingangs erwähnt, ist das nur eine Grobbeschreibung der Bauarbeiten. Das grösste Highlight am Schluss war – der Schwerpunkt! Er lag, ohne meinem dazutun, genau dort wo er sein sollte. Ich befürchtete, zu Unrecht, dass der Flieger nach dem Bau mit viel Blei in der Nase ins „Lot“ gebracht werden müsste.       Abschliessend noch ein paar Zahlen:

Bauzeit : April 2021 - 14.Januar 2023 (Erstflug)

Spannweite 2.5 Meter / Rumpfläng 1.55 Meter /..Abfluggewicht 9.7 Kg

9 Servos: 2 x Seite / 2 x Höhe / 2 x Quer / 2 x Landeklappen / 1x Bugfahrwerk

Jeweils die zwei äusseren – und die zwei inneren Motoren laufen über ein Y-Kabel auf einem separaten Empfängerausgang. Insgesamt 11 belegte Empfängerausgänge.

Erstflug:  Ehrlich gesagt, gab ich mir eine 50/50 Chance, dass ich den Flieger heil landen würde. Zuviel könnte schief gehen: noch keine Erfahrung mit einem 4 Mot – EWD – Schwerpunkt – Flugverhalten usw.

Die Beverly beschleunigte rasant und musste nur auf dem geradeauslauf rechts korrigiert werden. Was sich nach dem Abheben durch einen starken Seitenzug äusserte(Seitenruder). Das Gas konnte auf 50% reduziert werden, da Power im Überfluss vorhanden ist. Das ausfahren der Landeklappen bewirkte keine sichtbare Veränderung der Fluglage. Trotzdem landete ich ohne ausgefahrenen Klappen. Ich musste keine einzige Trimmbewegung machen – perfekt! Auch die 2 Grad EWD scheinen richtig zu sein. Die gegenläufige Propellerrichtung erwies sich als problemlos. Zu guter Letzt gelang mir, für einen Erstflug, eine ganz ansehnliche LandungJ

Ich war überglücklich und alle meine Zweifel und Ängste waren unbegründet. Dies war sicher das aufwendigste und anspruchsvollste Modell, dass ich in meiner über 25 jährigen Modelflugkariere gebaut und geflogen habe! Ich kann nur jeden ermuntern sich einmal an einen Eigenbau heranzuwagen – es muss ja nicht gleich eine 4-Mot sein….

Der überglückliche Erbauer und Testpilot (vor dem Erstflug)

 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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